Beteiligung in der Praxis! – Einblicke aus der Quinoa Schule

von  / Gastbeitrag

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buntgemalter Text "Jugendliche Beteiligung"

Welche Möglichkeiten der Beteiligung kennen Jugendliche? Welche Formen der Beteiligung erleben sie in ihrem Alltag und in welchen Bereichen wünschen sie sich mehr Beteiligung? Ende Februar waren wir von der Servicestelle Jugendstrategie für ein Jugend-Audit zum Thema „Beteiligung“ in der Quinoa-Schule in Berlin-Wedding. Als zentraler Baustein des Nationalen Aktionsplans für Kinder- und Jugendbeteiligung werden Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Formaten, wie einem solchen Audit, nach ihren Erfahrungen und Ideen gefragt.

Jugendliche als Expert:innen

Mit dem Nationalen Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung soll die Jugendstrategie der Bundesregierung weiterentwickelt und die Kinder- und Jugendbeteiligung gestärkt werden. Weiter getreu dem Motto der Jugendstrategie – „Politik für, mit und von Jugend“ – geht das Ganze nicht ohne die Zielgruppe selbst. Um die richtigen Empfehlungen für die Politik zu erarbeiten, braucht es natürlich das Wissen der Expert:innen: Das der Kinder und Jugendlichen!

Hier kommen die Jugend-Audits ins Spiel. Sie sind eines der vielen Veranstaltungsformate, die bis zum Ende des NAP im Jahr 2025 durchgeführt werden. Sie bieten die Möglichkeit, in einem kleineren Rahmen die Perspektive der Jugendlichen zu hören.

Das Jugend-Audit in der Quinoa Schule

So haben Ende Februar interessierte Schüler:innen der Weddinger Quinoa-Schule aus den Jahrgangstufen 8 bis 10 an einem ersten Jugend-Audit teilgenommen. Das Audit gestaltete sich aus einer Mischung aus spielerischen Aktivitäten, kreativen Kleingruppenarbeiten und Diskussionen in der großen Gruppe. Das Team der Servicestelle Jugendstrategie und die eingeladene Trainerin Katharina Gerszewski haben die Aktivitäten geleitet und unterstützende Fragen gestellt. Im Mittelpunkt standen dabei ganz klar die Erfahrungen, Wünsche und Empfehlungen der Jugendlichen.

Das „Wie“ und „Wo“: Räume der Beteiligung

Wie und wo findet Beteiligung denn eigentlich statt? Als Räume der Beteiligung benannten die Jugendlichen unter anderem die Schule, den Kiez, Jugendvereine, die Familie, Jugendparlamente und Parteien. Gleichzeitig wurde deutlich: Die Beteiligungsmöglichkeiten in vielen Räumen des alltäglichen Lebens sind (noch) sehr begrenzt!

So wünschten sich die Jugendlichen, dass in der Schule mehr auf ihre Bedarfe eingegangen wird und sie mehr mitbestimmen können – zum Beispiel was das Schulsystem und den Zugang zum Abitur, die Lerninhalte mit Blick auf spätere Berufe, oder auch verfügbare Räumlichkeiten und Materialien betrifft.

Ein weiteres Thema, das die Jugendlichen beschäftigte, war die aktuelle Inflation. Die angespannte finanzielle Situation in den Familien übertrage sich auch auf das alltägliche Leben von Kindern und Jugendlichen. Dass auch für die Jugendlichen alles teurer wird und sie möglicherweise in ihren Freizeitaktivitäten eingeschränkt werden, werde zu wenig thematisiert und sei beispielhaft dafür, dass Jugendliche in größeren politischen Fragen häufig nicht genug mitgedacht werden.

Sichere Kieze, Geschlechtergerechtigkeit und der Alltag von Olaf Scholz

Viel Gesprächsbedarf gab es zum Thema Geschlechtergerechtigkeit im familiären Raum. Die Jugendlichen benannten einen klaren Zusammenhang bezüglich unterschiedlicher Familienregeln für Mädchen und Jungen, was das Ausgehen betrifft. Ihrer Erfahrung nach dürfen Mädchen weniger Zeit draußen verbringen. Neben dem Geschlecht und den damit verknüpften Rollenbildern würden  hier jedoch auch das Alter und die familiäre Lebenssituation eine Rolle spielen. Gleichzeitig zeigten die Jugendlichen Verständnis für die Sorge der Eltern. Damit sich die Situation ändert, sollten die Kieze insbesondere für Mädchen sicherer werden!

Zwar sind das Interesse an Politik und gesellschaftlichen Verhältnissen bei den Jugendlichen deutlich vorhanden, doch der „Zukunft von morgen“ fehle der Kontakt und die Nähe zu Politik und Politiker:innen. Jugendnahe Politik, das bedeutet für die Teilnehmenden des Audits auch früheres Wahlrecht, die Entwicklung neuer Apps zur Stärkung politischer Beteiligung, Inhalte in leichter Sprache und mehr Medienpräsenz von politischen Personen und Gruppen auf häufig besuchten Social-Media-Plattformen. Es bedeute aber auch, den Alltag von Politiker:innen kennenzulernen und zu erfahren: Was machen Olaf Scholz, die Berliner Bürgermeisterin und andere Politiker:innen denn eigentlich den ganzen Tag? Und wie viel Raum nehmen die Bedarfe Jugendlicher im Arbeitsalltag der politischen Entscheidungsträger:innen ein?

Mehr Räume für die Perspektive von Jugendlichen

Das Audit hat gezeigt, wie reflektiert die Jugendlichen gegenüber sozialen Strukturen sind und wie wichtig ihnen die Mitgestaltung ihrer alltäglichen Räume ist. Die Veranstaltung hat ihnen aber auch gezeigt, dass ihre Gedanken und Stimmen zählen. Dabei kam das abwechslungsreiche Format des Audits sehr gut an und viele Themen hätten noch vertieft werden können. Wir nehmen mit: Es braucht viel Raum und Zeit um die Perspektive der Jugendlichen angemessen aufnehmen zu können. Dafür werden weitere Veranstaltungen im NAP-Prozess stattfinden, für die wir – wie aus diesem Audit – viel Positives, aber vor allem auch Verbesserungsvorschläge mitnehmen.

Für die Zukunft wünschen sich die Teilnehmenden, dass ihre Bedarfe stärker an ihren Alltag angepasst werden, die jugendlichen Stimmen mehr gehört werden und natürlich, dass ihre Beteiligung im NAP-Prozess Früchte trägt.

27 Jahre alt, Studentin

Moin, liebe Leser:in! Ich bin Melissa, 26 und für den Master Interdisziplinäre Lateinamerikastudien nach Berlin gezogen. Mir ist ein offener Blick, für die Vielfalt der Perspektiven wichtig. In der Servicestelle Jugendstrategie war ich als Werkstudentin beschäftigt. Was mich an dieser Arbeit besonders interessiert hat, ist die Bemühung, die Perspektive von Kindern und Jugendlichen stärker miteinzubeziehen. Denn jede Stimme muss gehört werden!

Melissa Costa Baptista / Gastautorin

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