Unter dem diesjährigen Motto: „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“ fand am 05. Mai zum 30. Mal der Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Der erstmals 1992 durchgeführte Protesttag entstand aus einer Initiative der Vereins „Selbstbestimmt Leben e.V.“ – Einer Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung.
Der 5. Mai wurde als Protesttag gewählt, da an diesem Tag auch der Europatag des Europarates stattfindet und damit gezeigt werden soll, dass alle Menschen europaweit gleichgestellt sein sollen.
Ziele des Protesttags
Der Protesttag verfolgt schon immer das gleiche Ziel: Ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung. Das bedeutet, dass jeder Mensch, egal mit welcher Behinderung, am Leben ohne Einschränkungen teilhaben können soll.
Insbesondere für diese Ziele wird protestiert:
- Mehr Teilhabe
- Inklusion
- Barrieren aufzeigen wie z.B. einen inklusiven Nahverkehr
- Inklusive Schulbildung
- Grundlagen für eine Gleichstellung behinderter Menschen schaffen
Darüber hinaus werden behinderte Menschen noch zu oft als Randgruppe betrachtet. An diesem Tag geht es deswegen auch um Aufmerksamkeit. Darum, dass jeder Mensch ein Individuum ist und zur Gesellschaft dazu gehört.
Von den vielen Demos fand die größte in Berlin statt und wurde vom Berliner Behinderten Verband organisiert. Neben einem großen Straßenzug, gab es auch ein Bühnenprogramm, bei dem verschiedene Institutionen und auch Politiker:innen zu Wort kamen.
Seit einiger Zeit werden im Rahmen des Protesttages von verschiedenen Organisatoren Preise an Unternehmen verliehen, die im vergangenen Jahr erfolgreich „verhindert“ haben. Auch ich durfte dieses Jahr einen solchen Preis an die Reha-Abteilung der Agentur für Arbeit überreichen. Die Begründung: Eine „erfolgreiche“ Nicht-Vermittlung von Menschen mit Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt.
Für mich, der selber mit einer körperlichen Behinderung lebt, ist dieser Protesttag – insbesondere der Demozug – etwas ganz Wichtiges. Wir machen uns an diesem Tag gemeinsam für unsere Rechte stark, treffen viele Gleichgesinnte und fühlen uns als Gruppe. – Ein selbstbestimmter, gleichwertiger Teil der Gesellschaft.
Auch dieses Jahr war es nicht nur eine Demo, sondern auch ein Wiedersehen alter Bekannter. Gerade für Menschen mit Behinderung waren die letzten 2 Jahre sehr einsam. Einige gehören aufgrund ihrer Erkrankung zu Risikogruppen und befanden sich dadurch in ständiger häuslicher Quarantäne. Gemeinsam für die Sache auf die Straße gehen, tat mir sehr gut. Auch wenn ich weiß, dass ich nicht alleine bin, erlebe ich an diesem Tag wieder, wie viele Menschen vor denselben Herausforderungen stehen. Dazu passende Musik und hervorragendes Wetter. Es war schön.
Euer
Linus