Gleiche Leistung, gleiche Löhne für Männer und Frauen oder kurz: Equal Pay – dieses Wort fällt seit Jahren immer wieder in vielen gesellschaftlichen Bereichen: Auch im Sport. Die aktuelle Fußball-EM in England zeigt, warum es richtig ist, darüber zu sprechen und warum es dafür nie bessere Zeiten gab. Denn die öffentliche Aufmerksamkeit auf Frauen im Fußball wandelt sich und wird größer.
Zeit für gleiche Löhne
Olaf Scholz schaut die Europameisterschaft. Das lässt er über Social Media verbreiten und dabei ist er nicht alleine. So hatte das Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien etwa 8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer und durch das Stadion hallte der Applaus als verkündet wurde, dass 16.000 Menschen auf den Tribünen mitfeiern. Diese Zahlen berühren sichtlich auch die Mannschaft, denn vor einigen Jahren waren auch bei großen Turnieren die Ränge nicht so gut gefüllt. Dieses Jahr ist es also gar nicht mal so verwunderlich, dass sogar der Bundeskanzler die Fußball-EM oder offiziell genannt „Fußball Europameisterschaft der Frauen 2022“ verfolgt. Aber der Kanzler äußert sich auch politisch und fordert: „Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften.“
Equal Pay in Spanien und den USA – Vorreiter?
Als Paradebeispiel nennt Scholz Spanien. Dort bekommen die Spielerinnen und Spieler der Nationalmannschaften die gleichen Prämien und Bonuszahlungen ebenso wurden die Budgets für Reisekosten angepasst. Auch in den USA haben sich die Spielerinnen eine bessere Bezahlung erkämpft. Nachdem sie eine Sammelklage wegen Diskriminierung gegen den US-Soccer-Verband eingereicht haben, konnten sich die Klägerinnen und der Verband außerhalb des Gerichts einigen: Turnierprämien wurden angeglichen, die Spielerinnen erhalten einen Bonus von 22 Millionen US-Dollar und es wird mehr Geld in die Förderung junger Frauen im Fußball gesteckt. Star-Spielerin Megan Rapinoe erhielt für ihren Kampf für Equal Pay im US-Fußball sogar die Freiheitsmedaille von US-Präsident Joe Biden überreicht.
Für die Europameisterschaft in diesem Jahr hat der Deutsche Fußballbund zwar die Prämien zu „Rekordprämien“ angehoben, an die der Männer kommen sie allerdings nicht heran. Der Grund seien die unterschiedlichen Gelder, die Männer und Frauen im Fußball einnehmen, denn es gibt weniger Sponsoring, weniger Werbeeinnahmen und weniger Einnahmen durch Fans. Wird es in Deutschland also kein Equal Pay im Fußball – und gerade im Profi-Fußball – geben?
Bessere Bedingungen statt mehr Geld
Tatsächlich fordern nicht alle Spielerinnen eine Gleichbezahlung. Sie sehen darin nicht die Lösung der Probleme, sondern sie wünschen sich angepasste Bedingungen auf dem Platz und in der Förderung des Sportes. So forderte die Bundestrainerin noch vor einigen Jahren „Equal Play“, also ein gleiches Spiel und vor allem gleiche Spielbedingungen. Das heißt: Gutes Material, gute Plätze und gute Infrastruktur auch bei den Frauen und in der Nachwuchsförderung. Auch Nationalspielerin Melanie Leupolz gibt an, dass Vereine für Frauenteams oft finanziell aufkommen müssen, da die Einnahmen der Teams zu gering sind. Durch gute Rahmenbedingungen guten Fußball spielen und selbst mehr Einnahmen durch Sponsoren und ein vergrößertes Publikum gewinnen. Das ist das erkläre Ziel hinter „Equal Play statt Equal Pay“.
Gerade auch im Jugendbereich werden diese verbesserten Rahmenbedingungen gebraucht: Das findet auch Vanessa. Sie ist 19 Jahre alt und spielt in Wiesbaden Fußball. „Hier ist es so, dass wir der einzige Verein sind, der sich ausschließlich auf die Förderung von Frauen konzentriert. Bei den Männern und Jungen sieht das anders aus“, fasst die Spielerin die ungleiche Situation in ihrer Heimatstadt zusammen. Fällt die Förderung gerade junger Spielerinnen weg, macht sich das auch in höheren Ligen bemerkbar – die Unterfinanzierung ist ein Teufelskreis.
Bewusstsein fängt bei Sprache an
Mehr Einnahmen, mehr Zuschauerinnen und Zuschauer, mehr Sponsoren – dafür müssen Frauen, die Fußball spielen, mehr Anerkennung bekommen. Mit einem großen TV-Publikum, gefüllten Stadien und einer Doku-Reihe (zu sehen in der ARD) über die Spielerinnen hat sich da schon etwas getan, aber Bewusstsein fängt auch mit Sprache an. „Frauen spielen Fußball. #KeinFrauenfußball“ heißt es in der aktuellen VW-Kampagne zur EM und dieser Satz ist (auf Englisch) auf den Bannern am Spielfeldrand zu sehen. Frauenfußball ist keine andere Sportart, Frauenturniere keine anderen Turniere. Auch Untersuchungen zum Gendern zeigen, wie Sprache Bewusstsein psychologisch beeinflusst und Sprache ein Spiegel von gesellschaftlichem Wandel ist. Schaut gerne auf dem Instagram Kanal jung_genug vorbei, wenn ihr über Gendern und Sprache mehr erfahren wollt.
Und bis dahin: Vielleicht habt ihr eine Mannschaft mit Frauen in eurer Stadt oder Region oder vielleicht ist ja mal die Nationalmannschaft in der Nähe? Dann schaut vorbei und erlebt Fußball – keinen Frauenfußball!
Quellen:
Tagesschau: Kanzler Scholz will mit Bierhoff über Geld sprechen unter https://www.tagesschau.de/sport/sportschau/sportschau-story-58029.html
Sportschau: Kahn preist „pure Effizienz“ – Spanien sieht ein EM-„Ungeheuer“ unter https://www.sportschau.de/fussball/frauen-em/fussball-em-england-deutschland-spanien-reaktionen-100.html
ZDF: Equal Pay: Erfolg für US-Fußballerinnen unter https://www.zdf.de/nachrichten/sport/frauenfussball-usa-equal-pay-100.html
ZDF: Melanie Leupolz: Equal Pay nicht passend unter https://www.zdf.de/nachrichten/sport/frauenfussball-bezahlung-melanie-leupolz-100.html
Sportschau: Spaniens Frauen erhalten gleiche Bezahlung wie Männer unter https://www.sportschau.de/fussball/mehr-frauenfussball/spaniens-fussballerinnen-gleiche-bezahlung-100.html