Genug ist Genug! Aber wann ist das? – Umgang #hatespeech

von  / Gastbeitrag

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Plakat: Post no Hate

unsplash, Jon Tyson: https://unsplash.com/photos/IYtVtgXw72M

Hate Speech“ – zwei Wörter, die in Uni und Alltag oft genug fallen, wenn man sich über Probleme der Gesellschaft und Social Media unterhält. Und trotzdem passiert es, dass da diese eine Nachricht in der Messenger-Gruppe oder dieser eine Kommentar unter einem Instagram-Beitrag steht und ich mich frage: Muss ich eingreifen? Ist das schon Hate Speech? Was soll ich tun?

Was ist Hate Speech? Warum ist Hate Speech ein Problem und was kann ich dagegen tun?

Deutschland ist online

Gesellschaftliche Diskussionen finden immer mehr im Internet statt – in Blogs, Messenger Gruppen und in sozialen Netzwerken wird gestritten, geteilt und debattiert. Das überrascht kaum, denn nach den neusten Ergebnissen der ARD/ZDF-Onlinestudie im Jahr 2021 nutzen 94% der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren regelmäßig das Internet. 

Fragt man die Wissenschaft oder hört auf Expertinnen und Experten, trifft man da auf optimistische und pessimistische Stimmen: Einerseits wird das Internet als Teilhabe-Motor gefeiert, der allen Menschen eine Stimme gibt. Andererseits haben im Internet auch Hass und Diskriminierung ihren Raum und die Fronten verhärten sich.

Klar ist: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (Rassismus, Antisemitismus und mehr) ist in der Gesellschaft weiter weit verbreitet – dazu zählen besonders rechtspopulistische Einstellungen. Die Annahme eines Sozialdarwinismus (Unterschiede in der Wertigkeit von Menschen sind biologisch begründet) nimmt sogar zu. Außerdem gibt es unter den Befragten einen erheblichen Graubereich. Das heißt, dass viele Menschen sich nicht klar zustimmend ober ablehnend bezüglich menschenfeindlicher Einstellungen äußern, sondern keine Antwort geben.

Aber was hat das mit Hate Speech zu tun?

Debatten und Diskussionen finden zunehmend online statt. Daher können wir sagen, dass damit auch menschenfeindliche Einstellungen und Ideen online verbreitet werden. Das bezeichnet man dann als Hate Speech, denn Hate Speech ist „ein Oberbegriff für das Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder Volksverhetzung im Internet und Social-Media-Räumen“ (Bundeszentrale für politische Bildung).

Hate Speech erkennen

Leider ist es auch trotz Vorwissen zu diesem Thema nicht immer leicht, den richtigen Umgang zu finden, gerade weil Hate Speech jeder und jedem und in vielen Momenten begegnen kann. Gerade Frauen sind zum Beispiel oft das Ziel von Hate Speech. So ist es mir in einer WhatsApp passiert, als ein Student schrieb: „Alle litauischen Frauen sind hot. Mehr sind sie nicht wert.“ Beim Lesen dieser frauenverachtenden Nachricht habe ich mich unwohl gefühlt und ich war wütend.  

Das ist ganz klar Sexismus! Aber ist das auch Hate Speech? Und was tun, wenn man sich nicht so sicher in der Einordnung ist?

Silke aus dem Verein Junge Medien Erfurt arbeitet als Medienpädagogin und hat darauf eine klare Antwort: „Die Hemmschwelle ist für jeden anders, aber wenn es ein mulmiges Gefühl aufgrund einer Aussage gibt, dann kann man unbedingt reagieren.“ Das erfordere dann natürlich eine starke Willenskraft, denn mit einer Reaktion auf Hate Speech positioniert man sich auch selbst.

Wenn Silke mit Jugendlichen an Schulen zu dem Thema arbeitet, macht sie aber auch Mut: „Wenn man viel im Netz unterwegs ist, entwickelt man ein Gefühl für Hate Speech – man spürt einfach, wenn eine Aussage nicht okay ist.“

In vielen Fällen ist es allerdings sehr klar, dass es sich um Hate Speech – zum Beispiel gegen Frauen – handelt. Das könnt ihr hier in einem Bericht vom fluter nachlesen. Neben Frauen sind auch häufig migrantische Personen oder Politikerinnen und Politiker von Hate Speech betroffen. So wurde bspw. ein Mann gerichtlich verurteilt, der online dazu aufrief, die Politikerin Claudia Roth (Die Grünen) aufzuhängen.  

Was tun gegen Hate Speech?

Wenn dann also der Wille da ist, zu reagieren, stellt sich die Frage „Wie?“. Das kann man zum Beispiel auf dem Instagram-Kanal der jung genug Redaktion nachlesen, die sich eine ganze Themenwoche damit beschäftigt hat.

Eine Nachricht, die als Hate Speech erkannt wurde, kann gemeldet werden oder man kann dagegen argumentieren (Counter Speech). Medienpädagogin Silke empfiehlt dabei, auch den Verfasser oder die Verfasserin nach den Quellen der Hate Speech zu fragen – gerade wenn die Aussage nach einer Falschaussage anmutet.

Ist man selbst betroffen, kann man sich aber auch Hilfe und mentale Unterstützung holen: Bei Freunden, der Familie oder Organisationen mit Beratungsangeboten wie HateAid. Die Initiative hat ein kostenloses Beratungsangebot und hilft bei der Prozesskostenfinanzierung, wenn Betroffene Anzeige erstatten wollen. Denn auch eine Anzeige ist eine mögliche Reaktion.

Kein Platz für Hate Speech – es gibt also genug Wege, wie du dich gegen Hate Speech einsetzen kannst und das ist wichtig, wenn du willst, dass das Internet ein Ort ohne gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist.

Quellen:

ARD & ZDF (2021). Key Facts der ARD/ZDF-Onlinestudie 2021 unter https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/ardzdf-onlinestudie/infografik/

Bundeszentrale für politische Bildung: „Was ist Hate Speech?“ unter https://www.bpb.de/252396/was-ist-hate-speech

Ein Bericht vom Tagesspiegel über Claudia Roth unter https://www.tagesspiegel.de/politik/hass-bei-facebook-haengt-sie-auf-4800-euro-strafe-fuer-hetze-gegen-claudia-roth/19659598.html

Fluter. über Frauen als Betroffene von Hate Speech https://www.fluter.de/Frauen-oefter-Opfer-von-Hate-Speech

HateAid unter https://hateaid.org

Instagram Kanal „jung_genug“ unter https://www.instagram.com/jung_genug/

Interview mit Silke vom Verein Junge Medien Erfurt, geführt am 25.11.2021

Mitte Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung: Die Geforderte Mitte: Rechtsextreme und Demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21 unter https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=65543&token=be951e80f3f538cca04a67567b9da4b995a93c64

24 Jahre alt, Studentin

Moin, ich bin Laureen. Politik & Medien – so würde ich meine Interessen in 2 Wörtern beschreiben. Dafür habe ich die Provinz Ostwestfalen-Lippe verlassen und bin zum Studium erst nach Erfurt gezogen und für meinen Master nun nach Aalborg. Wie können wir Medien nutzen, um Politik & Gesellschaft demokratischer und partizipativer zu machen? Das möchte ich wissen!

Laureen Hannig / Gastautorin

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