Zeit abzuliefern – der Women7 in Berlin

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Gastautorin Pina mit dem Logo vom W7

Starke Frauen zu Gast in Berlin: Am 24. und 25. Mai trafen sich Politiker:innen, Frauenrechtler:innen und Aktivist:innen aus allen Teilen der Welt zum Women7, um gemeinsam Forderungen für mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung für Frauen, Mädchen und marginalisierte Gruppen zu erarbeiten und diese schließlich an die G7 Länder zu überreichen

Was ist das wichtigste Ziel, um Geschlechtergerechtigkeit zu erzielen und welche Mittel sind dafür nötig? In Podiumsdiskussionen verhandelten namhafte Vertreter:innen renommierter Forschungsinstitute wie Sanam Naraghi Anderlini oder international bekannte Journalist:innen wie Nahid Shahalimi unter anderem die Situation von Frauen, Mädchen und LGBTQ+ in Afghanistan. „Die Rolle europäischer und amerikanischer Staaten im Kampf um die Rechte der Afghan:innen ist eine große, emanzipieren müssen und können sich die mutigen afghanischen Frauen jedoch selber, sie sind mündig genug“, so Nahid Shahalimi, die seit vielen Jahren zur Lage in Afghanistan berichtet. Weiter argumentiert Shahalimi, dass die afghanische Frauenrechtsbewegung eine der mutigsten unserer Zeit ist und trotz akuter Gefahren durch die Taliban gegen ihre Einschränkungen demonstriert. „Es ist eine Schande, dass Fehler westlicher Staaten dazu führten, dass Mädchen nur noch bis zur 6. Klasse die Schule besuchen dürfen und sich für die Teilnahme am Unterricht verhüllen müssen. Bald wird es keine weiblichen Studentinnen mehr an Universitäten geben, das ist ein Desaster“, unterstützte Sanam Naraghi Anderlini ihre Vorrednerin und verlangt, dass die G7 Staaten ihrer Pflicht als führende Industrienationen nachkommen und Frauen und Mädchen vor Gewalt und weiteren Einschränkungen schützen. Schweden und Norwegen hätten ihre finanziellen Fonds für afghanische NGO’s stark gekürzt, bedauert Naraghi Anderlini. Andere Länder könnten folgen. Alle Teilnehmenden des W7 sind sich einig: es müssen Räume und Dialoge geschaffen werden, um Afghan:innen in ihrer Emanzipation von den Taliban zu unterstützen. Es müssen weiterhin ungekürzte finanzielle Mittel für NGO’s bereitgestellt werden. 

Texte: Accountability Mechanism, Gender Based Violence, Feminist Foreign Policy, Womens Economic Empowerment, Gender Equal Covid Recovery, Climat Justice
Die Themen beim Women7

Die Folgen der Pandemie und des Krieges sind eine Bedrohung für Frauen weltweit

Laut einer Studie der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam (2022) werden weltweit schon bald 263 Millionen Menschen zusätzlich in extreme Armut rutschen. Das bedeutet, dass die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen auf 830 Millionen ansteigt. Für diese Entwicklung sind unter anderem die Pandemie und der Krieg in der Ukraine verantwortlich. Von den Auswirkungen betroffen sind besonders Frauen, Mädchen und marginalisierte Gruppen. „In Kriegen werden Frauen und Mädchen oft Opfer sexualisierter Gewalt durch Soldaten“, betonte Sanam Naraghi Anderlini eindringlich und verwies dabei nicht nur auf die jüngsten Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha. Auch aus Syrien, Afghanistan, Jemen, Mali und dem Südsudan sind Vergewaltigungen durch Soldaten bekannt.

Die Corona-Pandemie wirkt sich stark negativ auf die Karriere vieler Frauen aus: Unzählige mussten ihre Arbeitszeit reduzieren oder haben ihren Job verloren. Trotzdem mussten viele Frauen eine Doppelbelastung schultern, wenn Kinder im Homeschooling Betreuung und Unterstützung benötigten. „Ihr sprecht von Solidarität, aber es gab keine Solidarität für die unzähligen Todesopfer der Pandemie, die Menschen, die ihren Job verloren haben und Frauen, die unbezahlte Care-Arbeit leisteten, während sich 573 neue Milliardäre finanziell an der Pandemie bereichern konnten. Reiche Menschen müssen endlich besteuert werden!“, appellierte Nahid Shahalim emotional an die G7. 

„Eine feministische Außenpolitik ist eine gewaltfreie Außenpolitik“

Kirthi Jayakumar ist eine indische Friedens- und Konfliktforscherin. Für den Women7 brachte sie ihre Expertise als Beraterin für Frauenrechte und eine feministische Außenpolitik ein. Von den G7 Staaten forderte sie die Adaption einer feministischen Außenpolitik, um Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen, Mädchen und marginalisierte Gruppen zu überwinden und Geschlechtergerechtigkeit zu erzielen. „Dabei müssen alle außenpolitischen Bereiche beachtet werden: Klima, Verteidigung, Migration und Handel“, so Jayakumar. Große Sorgen bereitet ihr die sogenannte Anti-Gender-Bewegung, in der Rechte und fundamentalistisch-religiöse Gruppen ein Feindbild gegen Frauenbewegungen, BIPOC und LGBTQ+ schaffen wollen. „The patriarchy needs to be dismantled, so that feminist needs get the chance to emancipate to central values of a peaceful society.“
Übersetzung: „Das Patriarchat muss abgebaut werden, damit sich feministische Bedürfnisse endlich zu zentralen Werten und Normen einer friedlichen Gesellschaft emanzipieren können.“ 

Bundeskanzler unterstützt Forderungen

Stellvertretend für die G7 Staaten übergab der Deutsche Frauenrat dem Bundeskanzler Olaf Scholz die Forderungen des Women7 Kongress. 

In seiner Ansprache versicherte der Bundeskanzler die Forderungen der Frauenrechtler:innen, Aktivist:innen und Politiker:innen umzusetzen und betonte die Relevanz der Forderungen, die Einfluss auf fast 4 Milliarden Frauen haben. Darüber hinaus machte der Bundeskanzler auf Geschlechterungleichheiten verschiedenster Ebenen aufmerksam. In der wissenschaftlichen Praxis seien Männer dominanter. Das ist insofern gefährlich, dass unter anderem Medikamente fast ausschließlich an Männern getestet werden, die Ärzt:innen jedoch auch an Frauen verschreiben. Auch die Sicherheit von Autos wird an Crashdummies mit männlicher Statur getestet und nicht zuletzt werden Männer immer noch für die gleichen Jobs oft besser bezahlt. Das und mehr, so Scholz, muss dringend verändert werden. 

Der Women7 Kongress wies auf Missstände hin, die unsere eigenen Lebenswelten betreffen. Vor allem aber wurde die chronische Notlage im globalen Süden adressiert und an die G7 Staaten appelliert, endlich abzuliefern, um sichere Räume für Frauen, Mädchen, LGBTQ+ und BIPOC zu schaffen und patriarchale Strukturen dringend abzulegen: die Zeit ist überreif für eine feministische Außenpolitik. 


Quellen:

https://www.oxfam.de/ueber-uns/publikationen/gewaltige-ungleichheit-fehler-liegt-system (Letzter Abruf: 21.06.22)

Direkter Link zur Studie: https://www.oxfam.de/system/files/documents/oxfam_factsheet_gewaltige_ungleichheit.pdf (Letzter Abruf: 21.06.22)

https://www.sueddeutsche.de/karriere/frauen-karriere-gleichberechtigung-corona-1.5093759 (Letzter Abruf: 21.06.22)

https://www.unwomen.de/aktuelles/corona-eine-krise-der-frauen.html (Letzter Abruf: 21.06.22)

28 Jahre alt, Studentin

Ich bin Pınar und studiere Medien-, Kunst-, und Politikwissenschaften in Braunschweig. Ich möchte Journalistin und Nachrichtensprecherin werden, weil Medien für mich die Grundlage für ein friedliches Miteinander darstellen. Meine journalistischen Themenschwerpunkte sind (Anti-)Kapitalismus, globale und nationale Armutsbekämpfung und Klimagerechtigkeit. Ich bin Jugendbotschafterin bei ONE und in weiteren Organisationen und Vereinen politisch aktiv.

Pınar Doğantekin / Gastautorin

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